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Schule feiert Shakespeare

450! Eine Schule feiert Shakespeares Geburtstag

Warum sollen sich Schüler heute noch mit William Shakespeare beschäftigen? Die Antwort ist ganz einfach: Die Themen seiner Stücke sind auch in unserer Zeit  noch aktuell, d.h. sie können Antworten für die Gegenwart geben.   Zum 450. Jubiläum gab es nicht nur in Großbritannien viele Feste und Feiern. Auch das Paul-Gerhardt-Gymnasium aus Gräfenhainichen und die Kolleginnen Frau G. Hanke und Frau S. Engelmann wollten sich daran beteiligen. Ihr Shakespeare-Projekt fand von März 2014 – Februar 2015 statt.

Frau Hanke und Frau Engelmann haben für die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft ein bebildertes Portfolio mit den Ergebnissen der Projektarbeit erstellt, welches den Mitgliedern der Deutschen Shakespeare Gesellschaft auf Anfrage per Email als PDF zugesendet werden kann.  Im folgenden sollen lediglich die Planung und der Ablauf der Projektphase näher beschrieben werden.

 

1. Vorbereitung

Um alle auf das Jubiläum einzustimmen, gestalteten Schüler Poster über William Shakespeare oder schrieben Zitate in Kalligraphie-Schrift, die dann in  Haus I und Haus III ausgehangen wurden.

2. Shakespeare im Englischunterricht

Alle Schüler der Klassen 5 bis 11 beschäftigten sich dann im Englischunterricht mit dem Leben von William Shakespeare. Das geschah auf sehr unterschiedliche Art und Weise, der jeweiligen Klassenstufe angepasst. Die jüngeren Schüler malten Bilder oder lösten kleine Worträtsel, andere lasen Texte über den Dramatiker oder schauten sich Filmausschnitte an. Die Klasse 7 c erarbeitete ein Theaterstück, in dem Shakespeare eine erhebliche Rolle spielt und die elften Klassen lasen Stücke im Original. Die Klasse 11 b las  „Ein Sommernachtstraum“ und schaute sich das Stück im Theater in Dessau an.

3. Kreativwettbewerb

Um die Schüler zu animieren sich intensiver mit dem Leben William Shakespeares auseinander zu setzen, wurde ein Kreativwettbewerb ins Leben gerufen mit dem Titel „450th Anniversary of William Shakespeare’s Birthday“. Gedichte verfassen, Geschichten schreiben, Bilder malen, Modelle basteln –  alles war erlaubt.

4. Die Globe Touring Company in Wittenberg oder “Hamlet im Glück”

Diese Gelegenheit durften wir uns nicht entgehen lassen. Eine der besten Theatertruppen der Welt war zu Gast in Wittenberg und spielte die berühmteste Tragödie Shakespeares „Hamlet“. Die Globe Touring Company hat ihren Sitz in Stratford on Avon und betreibt dort ein großes Theater, dass sie mit Stücken wie „Romeo und Julia“, „Othello“ oder „Macbeth“ bespielt.

Anlässlich des 450. Geburtstags des großen Dramatikers ging die Truppe auf Welttournee auf allen fünf Kontinenten. In Deutschland machte sie dabei zweimal Stopp, in Bremen – ausverkauft – und in Wittenberg – leider nicht ausverkauft. Wittenberg ist eben Provinz. Aber trotzdem, die Theatertruppe aus England wollte sich diese Stadt nicht entgehen lassen, denn im Werk William Shakespeares spielt unsere beschauliche Kreisstadt eine kleine aber gewichtige Rolle, so gewichtig, dass sie praktisch jeder Shakespearekenner vor sich sieht als bedeutende europäische Universitätsstadt mit einem hochintellektuellen und lebensfreudigen Studentenleben. Der Protagonist Hamlet der gleich­namigen Tragödie verbringt nämlich gerade hier seine Studentenjahre. Und diese sind glücklich. Danach nimmt die Tragödie ihren Lauf, „The Tragedy of Hamlet“.

Und dieses Drama wollten sich Schüler und Lehrer nicht entgehen lassen. So besuchten 26 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrerinnen die Aufführung am 26.05.2014 im Phönixtheater. Das Stück „Hamlet“ ist hochdramatisch. So wurde es auch gespielt und mehr noch, es war keine Minute langweilig. Letzteres ist besonders erwähnenswert angesichts der Tatsache, dass das Stück in Originalsprache gespielt wurde.

Die Schüler wurden in einem Seminar auf Sprache und Handlung vorbereitet. Kompliment an alle, die sich drei Stunden hochkonzentriert auf dieses wunderbare Stück eingelassen haben!

5. Eintrittskarten für den Fremdsprachenabend

Zur Vorbereitung auf den Fremdsprachenabend, an dem die Siegerarbeiten des Kreativwettbewerbs präsentiert werden sollten, wurden die Eintrittskarten für diese Veranstaltung von Schülern verschiedener Klassen mit Zitaten von Shakespeare und entsprechenden Illustrationen verschönert.

6. Jurysitzung zum Kreativwettbewerb

Einige Schüler, die sich „Hamlet“ im Original in Wittenberg angeschaut hatten wurden in die Jury berufen, um gemeinsam mit einigen Lehrern die besten Arbeiten des Kreativwettbewerbs zu ermitteln.

Die Teilnehmer des Wettbewerbs bewiesen, dass sie sehr phantasievoll sind und es entstanden eindrucksvolle Arbeiten, wie zum Beispiel Poster, Filme, Lieder, Theatermodelle, Ölbilder oder ein Shakespeare-Memory.

7. Fremdsprachenabend

Ein Teil unseres Fremdsprachenabends am 13.06. 2014 war dem Thema Shakespeare gewidmet. Zur Einstimmung wurde von Lena-Sophie Költzsch und Jessica Barthel (11b) ein selbst vertontes Lied mit Shakespeare-Zitaten vorgetragen.

Anschließend wurden die Preisträger des Kreativwettbewerbs ausgezeichnet. Sie erhielten z. B. Schreibfedern, Lesehefte über Shakespeare, Notizhefte, Wörterbücher und  Grammatiken. Unsere Schule und der Klett-Verlag stellten diese wertvollen Preise zur Verfügung. Die Arbeiten wurden an diesem Abend ausgestellt und der sehr gelungene Film von Alisa Grunert (8d) über „Romeo und Julia“ wurde allen vorgestellt.

Zum Schluss zeigte die Klasse 7 c ihr gelungenes Stück, in dem Shakespeare eine wichtige Rolle spielte. Es war der Höhepunkt unseres Fremdsprachenabends und wurde mit viel Applaus belohnt.

8. Studienfahrt nach London und Film über Shakespeare

Da in der Klassenstufe 11 immer die Ideenfindung für Studienaufträge stattfindet, die dann im 12. Schuljahr nach London durchgeführt wird, war schnell die Idee geboren, einen Film über Shakespeare zu drehen und besonders vor Ort zu filmen und Interviews durchzuführen.

In dem Film beschäftigen sich die Schüler mit dem Leben und Wirken von William Shakespeare. Sie berichten über wichtige Stationen seines Lebens und besonders über seinen Aufenthalt in London und dem Bau und den Besonderheiten des Globe Theaters. Außerdem verweisen die Schüler auf das wichtige Jubiläum und zeigen, dass nicht nur in Großbritannien gefeiert wird, sondern auch bei uns in Deutschland, z. B. mit  dem Projekt  am Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen. Im letzten Teil des Films sind Interviews zu sehen, die Schüler selbst in London vor dem Globe Theater geführt und aufgenommen haben. Zum Schluss rufen die beiden Jugendlichen dazu auf, sich mit Shakespeare zu beschäftigen und sie stellen fest, dass die Themen seiner Stücke auch in unserer Zeit noch aktuell sind.

9. Teilnahme am Bundeswettbewerb Fremdsprachen

Das  12-minütige Video „7c goes Hollywood“ ist das Ergebnis der Aufzeichnung der verkürzten Version eines Theaterstückes, welches die gesamte Klasse gemeinsam erarbeitet und zum Fremdsprachenabend Ende des letzten Schuljahres mit überwältigendem Erfolg aufgeführt hat. Den Anfang nahm das Projekt bei der Beschäftigung mit der Person und dem Werk William Shakespeares im Rahmen des Englischunterrichts sowie der schulinternen Festwoche zu Ehren seines 450. Geburtstages. Es fielen die Stichworte „Romeo und Julia“, „Hamlet“ und „The Dark Lady“ aus den Sonetten.

Da im Unterricht oft Dialoge und Sketche erfolgreich aufgeführt worden waren, machte ich den Schülern Mut, sich als Klasse ein größeres Stück auszudenken und zum Fremdsprachenabend aufzuführen. Mit Begeisterung wurde ein Nachmittag zur Ideenfindung genutzt und  der Handlungsverlauf des Stückes, seine Charaktere und das Setting Ferropolis (nahe unserer Schule)  entworfen. Alle Schüler nahmen freiwillig teil.

Danach wurden in Gruppenarbeit während des Unterrichts die einzelnen Akte detailliert ausgearbeitet, wobei einzelne Schüler verantwortlich für das Einfügen des Wortschatzes aus den gerade behandelten Lektionen waren. Die Feinabstimmung zwischen den Gruppen gestaltete sich als schwierig und letztendlich kristallisierte sich eine Gruppe von engagierten Schülerinnen und Schülern heraus, die gemeinsam mit mir die Endfassung des vorliegenden Stückes verfassten bzw. korrigierten. Die Hauptcharaktere Georg Clooney und Steven Spielberg, die Konflikte Vater – Tochter, strenge Lehrerin – Schüler sowie die Probleme Handy, lebensferner Unterricht, Liebe und Freundschaft, ‚Celebrities‘, Vernachlässigung von Kindern sind von den Schülern allein kreiert worden. Die Idee zur „Dark Lady“ als der vernachlässigten Tochter Clooneys kam ebenfalls von ihnen, während der Vorschlag, ein Sonett Shakespeares vorzutragen von mir eingebracht wurde.

Schließlich ging es an die Proben, die teils im Unterricht, teils nachmittags auf der Bühne der Aula stattfanden. In dieser Phase kamen oft Zweifel an der Machbarkeit des Projektes auf, die sich in einem running gag dieser Zeit spiegeln. Meine Frage an die Klasse: „Haben wir uns zu viel vorgenommen?“ beantworteten die Schüler stets mit einem „Ja!“. Trotzdem war die Motivation der Klasse sehr groß, die Schauspieler lernten ihre Rollen (für mich erstaunlich) ohne Zögern auswendig – und das bei einer Gesamtlänge von immerhin 25 Minuten. Es war oft nicht leicht, alle Schüler so einzubeziehen, dass Phasen des scheinbaren Leerlaufs während der Proben nicht entstanden. So erfand ich Funktionen, wie „Kontaktperson zum Hausmeister“, „Aufzeichner von mir angemerkten Fehlern“ oder „Ordner während der Proben“. Auf dem beiliegenden Blatt „Cast 7c goes Hollywood“ finden sich alle Schüler der Klasse in einer Funktion wieder. In der Vorbereitungsphase bat ich die Schulleitung um zusätzliche Englischstunden, die mir bei allen realisierbaren Gelegenheiten gewährt wurden. Bei den Generalproben vor Publikum zeigte sich den Schülern und mir, dass unser Beitrag einer der qualitativ hochwertigen werden könnte, was der Klasse einen weiteren Motivationsimpuls gab. Inzwischen konnte jeder Schüler, jede Schülerin der Klasse das gesamte Stück auswendig.

Der Höhepunkt war die ca. 25-minütige Aufführung im Juni 2014 anlässlich des Fremdsprachenabends, bei dem das Stück mehrmals wegen spontanen Applauses unterbrochen werden musste. Schüler und Eltern waren begeistert und die Klasse beschloss, den Beitrag beim Bundesfremdsprachenwettbewerb einzureichen. Leider war ich im neuen Schuljahr nicht mehr Lehrerin in der Klasse, so dass wir uns mehrmals nachmittags, zum Teil sogar am Wochenende trafen, um das Stück den Rahmenvorgaben des Wettbewerbs anzupassen und aufzuzeichnen. Die gute Stimmung des Fremdsprachenabends mit Applaus und wohlwollendem Publikum geht bei dieser Aufzeichnung leider völlig verloren und die Schüler waren nach diesem langen Nachmittag sehr erschöpft. Erschwert wurde die Aufzeichnung dadurch, dass eine Schauspielerin die Schule verlassen hatte und nur zu bestimmten Zeiten am späten Nachmittag teilnehmen konnte. Schließlich stand ich vor der schwierigen Aufgabe, nur 10 Schüler als Teilnehmer des Wettbewerbs zu melden. Diese Gruppe bildete ich aus den Darstellern plus dem Kameramann auf Grundlage der Größe ihrer Rolle bzw. ihres Beitrages. Hervorzuheben ist, dass der Kameramann auch die gesamte technische Bearbeitung des Stückes allein zu Hause bewältigte, eine technische und kreative Meisterleistung  für einen Achtklässler.

Leider gehen in der verkürzten  Fassung viele Effekte des Originals verloren aber die ausgezeichnete sprachliche Leistung, ein Verständnis für das literarische Erbe William Shakespeares, Selbstbewusstsein und  Zusammengehörigkeitsgefühl der Schülerinnen und Schüler sind evident.

Belohnt wurde diese Leistung der Schüler mit dem zweiten Landespreis (Sachsen-Anhalt) beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen in der Kategorie Team. Die Gruppe durfte unser Bundesland beim Sprachenfest in Hamburg vertreten, wo unser Auftritt mit viel Applaus belohnt wurde.