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Weimar

Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar

Shakespeare-Sammlung

Forschungsbibliothek
Platz der Demokratie 4
D-99423 Weimar
Tel. (+49)(0)3643 545 400
www.klassik-stiftung.de/index.php?id=50

Öffnungszeiten:

Lesesaal: Mo-Fr 9:00-21:00 Uhr, Sa 9:00-16:00 Uhr
Ausleihe: Mo-Fr 9:00-18:00 Uhr, Sa 9:00-16:00 Uhr
Sonderlesesaal: Mo-Fr 10:00-16:00 Uhr

Derzeit umfasst die Shakespeare-Sammlung ca. 10000 Bände, und Neuanschaffungen werden weiterhin getätigt. Sie wurde 1864 von der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft gegründet und hatte das Ziel, „sämtliche Hilfsmittel zum Shakespeare-Studium an einem Ort bereitzustellen“. Dieses Ziel konnte anfangs erfüllt werden. Die wachsende Zahl der Publikationen und die Beschränktheit der Mittel seit dem Ende des Ersten Weltkriegs zwangen allerdings zu einer gewissen Bescheidenheit.

Der Bestand gliedert sich in mehrere Untergruppen, die im wesentlichen bereits 1864 definiert wurden. Die erste Gruppe enthält Gesamt- und Teilausgaben sowie Anthologien und Einzelausgaben der Werke Shakespeares (Sign. A und B). Die ersteren, mit ca. 100 meist mehrbändigen Titeln vor 1900, beginnen bei der frühesten kritischen (und illustrierten) Edition der Works durch Nicholas Rowe (1709-1710); es folgen weitere Ausgaben des 18. Jhs, z. B. Lewis Theobald (Neuaufl. 1772), Edward Capell (1767-68), und besonders solche des 19. Jhs, darunter allein 11 Fassungen der auf Edmond Malones und George Steevens‘ Texten beruhenden kommentierten Variorum-Ausgaben, nebst Editionen wie denen von Thomas Campell (1838), J. P. Collier (1842-1853), James O. Haliwell (1853-1865), Nicolaus Delius (1854-1860 samt weiteren Auflagen), Alexander Dyce (1857), Thomas Keightley (1864) usw. sowie frühen photolithographischen Faksimiles der First Folio (Staunton, 1866) und der Quartos.

Vollständiger ist die Gruppe der Shakespeare-Übersetzungen (Sign. C und D). Allein die deutschsprachigen belaufen sich auf ca. 70 (meist mehrbändige) Titel Gesamt- und Teilübersetzungen (einschließlich Dichtungen und Sonette) sowie ca. 180 Einzelüber-setzungen jeweils vor 1900. Originalausgaben der Übertragungen von Ch. M. Wieland (1762-1766), J. J. Eschenburg (1775 bis 1782, samt den nachfolgenden revidierten Ausgaben) und A. W. Schlegel (1797-1801) finden sich ebenso wie die der meisten Übersetzungen des 19. Jhs, u. a. von J. H. Voss und Söhnen (1818-1819), Joseph Meyer (1824-1828), J. W. O. Benda (1825-1826), Ernst Ortlepp (1838 bis 1840), A. Keller/M. Rapp (1854), Max Moltke (1865) usw., zum Teil in mehreren, nichtidentischen Auflagen. Üppig vorhanden sind Auflagen und revidierte Ausgaben der „Schlegel-Tieck“-Gesamt-ausgabe sowie aus Übersetzungen mehrerer Hände zusammengesetzte deutsche Shakespeare-Ausgaben, beginnend schon mit deren frühester (Wien 1811-12) und einschließlich der von Julius Körner (1836), Friedrich Bodenstedt (1867), F. Dingelstedt (1867), Max Koch (1882-84) u. a. besorgten. Unter den Übersetzungen einzelner Dramen befinden sich zudem adaptierte Bühnentexte (z. B. 5 Theaterfassungen des Hamlet von Friedrich Ludwig Schröder, 1777, 1778, 1781, 1782, 1795), dazu – wie auch bei den englischsprachigen Einzelausgaben – kommentierte, künstlerisch illustrierte und bibliophile Bände. Im Verein mit den entsprechenden übrigen Beständen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ergibt sich eine bis zum frühen 20. Jh nahezu lückenlose Dokumentation der Geschichte der deutschen Shakespeare-Übersetzung. Daneben existieren historische Shakespeare-Übersetzungen in 23 weiteren Sprachen, am reichhaltigsten die französischen, polnischen und ungarischen.

Die umfangreichste Gruppe (Sign. F) vereint – in grob alphabetischer, nicht chrono-logischer Aufstellung – Sekundärliteratur zu Shakespeare und ist besonders wegen der Masse des seinerzeit laufend gesammelten deutschen Schrifttums von der Mitte des 19. bis zum frühen 20. Jh – neben Buchveröffentlichungen gehören auch Sonderdrucke aus z. T. entlegenen Zeitschriften und Privatdrucke dazu – von forschungsgeschichtlichem Interesse und einer gewissen Einmaligkeit. Allerdings ist zu bedenken, daß die Shakespeare-Rezeption gerade in Deutschland zu intensiv war, als daß sie sich nur in der hier versammelten Spezialliteratur greifen ließe.

Ergänzend sind andererseits Arbeiten zur englischen Literatur- und Dramengeschichte der Shakespearezeit gesammelt (Sign. E), darunter eine Ausgabe der „Englyshe Votaryes“ von John Bale aus dem Jahr 1550. In der Regel handelt es sich aber um Ausgaben des 19. Jhs von Werken der wesentlichsten elisabethanisch-jakobäischen Zeitgenossen Shakespeares. Eine kleinere Sektion „Varia“ (Sign. G) bietet einiges Material zur Dramen-theorie und Theatergeschichte des 19. Jhs, u. a. Theaterchroniken, Schauspielerbriefe und -biographien, ferner Musikalien und Bildmaterial. Eine weitere Abteilung (Sign. H und K) besteht aus älteren, teils seltenen Shakespeare-Zeitschriften und Bibliographien. Eine kleine Handschriften (d. h. Autographen-) Sammlung (Sign. Hs) enthält u. a. Wilhelm Oechelhäusers annotierte, bei der Erstellung seiner Bühnenfassungen benutzten Handexemplare der Ulricischen Shakespeareausgaben sowie eine Serie Regiebücher von Jocza Savits für dessen Münchner Shakespeare-Bühne (um 1900).

Die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft hat der Herzogin Anna Amalia Bibliothek die Sammlung 1994 als Eigentum übertragen, nachdem sie 130 Jahre lang hier im Hause als Depositum verwaltet und erweitert worden war. Zu beachten ist, daß es neben dieser geschlossen aufgestellten Shakespeare-Sammlung, mehr als tausend weitere Shakespeareana im allgemeinen Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek gibt, die vor allem in der Zeit vor der Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (1864) gesammelt wurden.

Titelnachweise:

[gedruckt] Katalog der Bücherei der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft in Weimar. Weimar 1951. 358 S. – Sign.: HB 00-0075

[gedruckt] Katalog der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Nachtrag 1950-1960. Weimar 1960. 116 S. – Sign.: HB 00-0075

Die Katalogaufnahmen der bis 1850 erschienen Titel der Shakespaere-Sammlung sind im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek recherchierbar. Die Konversion der neueren Titel erfolgt laufend und wird 2004 abgeschlossen sein. Außerdem steht ein alphabetischer Zettelkatalog der Bestände der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft im Renaissancesaal zur Verfügung.