Shakespeare Jahrbuch 2024
Dieses Jahrbuch widmet sich dem Thema “Shakespeares Bibliotheken” in all seiner historischen und materiellen Vielfalt. Der erste Beitrag von Brian Cummings nimmt den Akt des Lesens bei Shakespeare in den Blick und verortet ihn in der europäischen Literatur- und Kunstgeschichte. Eva von Contzen präsentiert Shakespeare als ‘mittelalterlichen’ Autor, dessen Stücke in den Heiligenlegenden des Mittelalters verwurzelt sind. Die folgenden Beiträge rekonstruieren die Rezeption und Präsenz von Shakespeares gedruckten Stücken, allen voran des First Folio, in den Bibliotheken Englands, Europas und darüber hinaus: Sally Barnden rekonstruiert den Platz und die symbolische Bedeutung von Shakespeares Werken in den königlichen Bibliotheken nach der Restauration; Emma Smith verfolgt die Wege des First Folio im Deutschland des 18. Jahrhunderts; Carla Baricz präsentiert die faszinierende transatlantische Geschichte der Gründung der Yale University und ihrer Forschungsbibliothek, zu deren Grundsteinen Shakespeares Dramen gehörten; Tim Sommer erkundet, wie die Verbindung der Editionsphilologie mit einem romantischen Autorschaftsideal im späten 18. Jahrhundert eine gefälschte Bibliothek Shakespeares hervorbrachte; und Michael Knoche gibt Einblicke in die Gründung der Weimarer Shakespeare-Bibliothek und ihre Nutzungsgeschichte, die er mit derjenigen ihrer ‘Schwesterbibliothek’, der Shakespeare Memorial Library in Birmingham, vergleicht. Die nächste Gruppe bilden drei Beiträge, die die Potenziale und Grenzen von Shakespeare-Ausgaben über vier Jahrhunderte hinweg diskutieren: Devani Singhs Aufsatz beleuchtet die Rhetorik der Leseranrede in den Paratexten des First Folio; Kevin Quarmby rekonstruiert die Geschichte einer gescheiterten Indo-Britischen Shakespeare- Edition im Kontext des Ersten Weltkriegs; und Sarah Neville diskutiert die historischen und aktuellen Möglichkeiten, Shakespeare-Ausgaben durch sprachliche Modernisierungen und editorische Anmerkungen lesefreundlicher zu gestalten. Der schönen neuen Welt des ‘digitalen Shakespeare’ ist schließlich der letzte Beitrag von Sibylle Baumbach gewidmet, der die heutige Rezeption seiner Werke in Online-Editionen, auf Twitter/X und mithilfe künstlicher Intelligenz erkundet.
Die Herausgeberin